Tattoos am Arbeitsplatz – was müssen Arbeitgeber trotz Kleiderordnung erlauben?
"Wie willst Du denn so einen Job finden?" – Fast jeder Tattooträger hat diesen Spruch in der Jugend gehört und manchmal kann ein auffälliges Tattoo tatsächlich ein Einstellungshindernis sein. Glücklicherweise ist die Jobsuche mit Tattoos in vielen Branchen kein Problem.
Aber: Speziell in konservativen Branchen könnte Dein Arbeitgeber und vielleicht auch Dein zukünftiger Vorgesetzter mit einer triftigen Begründung durchaus fordern, dass Tattoos verdeckt werden oder Bewerber wegen gut sichtbarer Tattoos von vornherein ablehnen.
Wie Du im Bewerbungsgespräch auch mit Tattoos eine gute Figur machst und in welchen Berufszweigen Du nur eingeschränkt tätowiert auftreten darfst, erfährst Du in diesem Ratgeber.
Tattoos bei der Polizei und im öffentlichen Dienst
Es gibt inzwischen viele beispielhafte Fälle, in denen Polizeibewerber vergeblich geklagt haben, weil sie aufgrund von sichtbaren Tattoos als Bewerber ausgeschieden waren.
Tatsächlich gehört die Frage nach sichtbaren Tätowierungen beim Bewerbungsgespräch zu den ersten Fragen, die Beamte stellen. Grund für die strenge Haltung ist, dass Polizisten immer neutral auftreten sollten.
Tätowierungen könnten andere provozieren oder eine bestimmte Gesinnung andeuten, was bei Polizisten im Dienst zu gefährlichen Situationen führen kann.
Mit großen, sichtbaren Tattoos hast Du in Branchen, in denen Du als neutrale Autoritätsperson auftreten musst, also kaum eine Chance.
- Kleine,
- dekorative Tattoos
- oder großflächige unpolitische Motive auf dem Körper werden wiederum in vielen Wachen toleriert.
Tolerante Branchen: Hier sind Tattoos am Arbeitsplatz erlaubt
In den meisten Branchen wie in der Gastronomie, im handwerklichen Bereich, in der Kreativbranche und sogar im akademischen Bereich sind Tattoos kein Problem. Ob groß oder klein, ob provokant oder rein dekorativ: Tätowierte
- Lehrer,
- Kellner
- und Büroangestellte gibt es überall. Das gilt sogar für Tattoos im Einzelhandel.
Arbeitnehmer mit Tattoos gibt es überall und sie sind meist gut akzeptiert. Aber auch hier gilt: Je gehobener das Etablissement sich verkaufen möchte, desto strenger ist in den meisten Fällen die Kleiderordnung.
Zum Beispiel können Arbeitgeber und Vorgesetzte von
- Rezeptionisten,
- Hostessen,
- Flugbegleitern
- und Angestellten im Finanzsektor verlangen, dass sie ihre Tattoos während der Arbeitszeiten durch Kleidung verdecken.
Auch hier kommt es nicht selten auf die Größe und das Motiv an. Flugbegleiter mit kleinen Blumen am Knöchel werden vielleicht toleriert, ist ein religiöses Motiv, ein Totenkopf oder ein nacktes Pin-up zu sehen, sieht es für eine dauerhafte Einstellung schlecht aus.
Warum sind Tattoos am Arbeitsplatz problematisch?
Man könnte glauben, dass einige Berufe, in denen ein neutrales Erscheinungsbild Voraussetzung für eine Anstellung ist, von Spießern besetzt werden, die ihren Angestellten keine persönliche Entfaltung zugestehen.
Ein gutes Argument, das Arbeitgeber in gehobenen Branchen und im öffentlichen Dienst immer wieder angeben, ist, dass Tattoos eben genau das darstellen: Sie sind als Körperschmuck ein Ausdruck der Persönlichkeit und damit etwas sehr Privates. In manchen Berufen sollte Privates jedoch strikt von der Arbeit getrennt werden.
Diese nachvollziehbare Begründung macht es vielleicht leichter, den konservativen Standpunkt mancher Arbeitgeber hinsichtlich Tattoos am Arbeitsplatz nachzuvollziehen. In diesen Bereichen ist ein neutrales Erscheinungsbild wichtig.
Mit sichtbaren Tattoos im Beruf kann es in folgenden Branchen schwierig werden:
- Unternehmen, die auf eine Corporate Identity setzen und diese auch über das Auftreten ihrer Mitarbeiter vermitteln.
- Berufe mit direktem Kontakt zu Kunden oder Klienten – hier kommt es auf die Zielgruppe an.
Mit Tätowierungen zum Bewerbungsgespräch
Rechtlich gesehen dürfen Arbeitgeber nicht nach Tätowierungen fragen, die im Bewerbungsgespräch nicht offen sichtbar sind. Als Bewerber solltest Du jedoch Deinem potenziellen Arbeitgeber keine Tattoos verschweigen, die im Beruf sichtbar sein könnten. Dies kann sich als ein potenzielles Einstellungshindernis erweisen.
Gleiches gilt, wenn Du bereits in einem der "Risikoberufe" arbeitest und Dir ein sichtbares Tattoo anschaffen möchtest. Besonders problematisch sind dabei Motive mit politischer Message – Dein Arbeitgeber oder zukünftiger Vorgesetzter teilt diese schließlich nicht unbedingt und könnte eine Kündigung in Betracht ziehen, um nicht mit Deiner persönlichen Einstellung zu politischen Themen in Verbindung gebracht zu werden.
In diesen Berufen könnten auffällige Tätowierungen problematisch sein
Polizei: Große Tätowierungen am Hals oder an den Unterarmen sowie reißerische Motive sind absolut tabu.
Flugbegleiter: Von Flugbegleitern wird ein absolut gepflegtes und neutrales Erscheinungsbild erwartet. Deine Tätowierungen müssen hier unter Kleidung versteckt werden können.
Führungspositionen, Ärzte, Anwälte: Eine Tätowierung ist in diesen Berufen kein Ausschluss-Kriterium, könnte aber ein Hindernis darstellen.
Hotels und Gastronomiebetriebe im gehobenen Bereich: Auch hier könnten Tätowierungen stören, müssen aber nicht. Auf den Gesamteindruck kommt es an!
Flugbegleiter und Hostessen: In diesen Berufen ist ein absolut gepflegtes Erscheinungsbild das A und O. Tätowierungen sind hier eher unerwünscht (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel).
Models und Schauspieler: Wer sich bereits einen Namen in der Glamourwelt gemacht hat, der kann sich natürlich unter die Haut stechen lassen, was er möchte. Für Normalsterbliche im Showbusiness gilt: Tattoos sollten schnell und unkompliziert überschminkt werden können.
Gilt die Kleiderordnung auch für Piercings?
Da Piercings als eine Form von Körperschmuck schnell und einfach zu verstecken sind, erwarten viele Arbeitgeber ein piercingfreies Auftreten am Arbeitsplatz. Klassische Ohrringe werden auch in gehobenen Branchen toleriert oder sogar vorausgesetzt. Welche Körperstellen es für Piercings gibt, kannst du hier lesen.
Expertentipp: Weniger ist mehr. Auffällige Ohrhänger in Klopapierform sollten nicht zu Deinem Arbeitsoutfit gehören, wenn Dein Arbeitgeber Wert auf ein neutrales Erscheinungsbild legt.
Letztendlich muss individuell entschieden werden, ab wann ein Tattoo oder anderes auffälliges Stück Körperschmuck zu viel für einen Job ist. Die Entscheidung hängt nicht zuletzt auch vom persönlichen Geschmack Deines Arbeitgebers ab.
Wirst Du wegen einer Tätowierung in einem Betrieb abgelehnt, versuche Dein Glück weiter – vielleicht hast Du einfach nicht den Geschmack Deines zukünftigen Chefs in spe getroffen und der nächste potenzielle Arbeitgeber ist schlichtweg begeistert von Dir, Deinen Tattoos und Deiner Arbeit.
Fazit
Die Arbeitswelt wandelt sich stetig und so glücklicherweise auch die Einstellungen zu Themen wie Körperschmuck und Tattoos am Arbeitsplatz. Die Toleranz gegenüber Tattoos variiert jedoch stark je nach Branche, Unternehmenskultur und den persönlichen Ansichten der Vorgesetzten.
Es ist immer noch möglich, dass sichtbare Tattoos und Körperschmuck in bestimmten Berufsfeldern als potenzielles Einstellungshindernis angesehen werden. Andererseits bieten kreative und weniger konventionelle Branchen oft mehr Spielraum für Individualität.
Ungeachtet der spezifischen Umstände sollten Arbeitnehmer stets im Hinterkopf behalten, dass sie mit ihrem äußeren Erscheinungsbild das Unternehmen repräsentieren, insbesondere in Positionen mit Kundenkontakt.
Letztlich hängt eine positive Erfahrung mit Tattoos am Arbeitsplatz von einem ausgewogenen Verhältnis zwischen dem Wunsch nach persönlichem Ausdruck und der betrieblichen Akzeptanz ab.
FAQ
Kann man wegen einem Tattoo gekündigt werden?
Die Frage, ob man wegen eines Tattoos gekündigt werden kann, ist nicht pauschal zu beantworten und hängt stark vom Einzelfall ab. In Deutschland ist es grundsätzlich nicht zulässig, einen Arbeitnehmer allein aufgrund eines Tattoos zu entlassen. Allerdings können in speziellen Branchen, insbesondere bei Berufen mit direktem Kundenkontakt, sichtbare Tattoos im Beruf von vornherein zu einem Einstellungshindernis werden. Es ist daher als Arbeitnehmer wichtig, die Unternehmensrichtlinien bezüglich Tattoos und Körperschmuck genau zu kennen.
Bevor ein Vorgesetzter allerdings zur Kündigung schreitet, ist es üblich, dass erst einmal das Gespräch mit dem Arbeitnehmer gesucht wird. Eventuell kann eine Lösung gefunden werden, die beiden Parteien gerecht wird. Eine Kündigung aufgrund eines Tattoos wäre in der Regel die letzte Option.
Als Bewerber ist es ratsam, im Vorfeld nach solchen Richtlinien zu fragen, um Missverständnisse zu vermeiden und die Gefahr von Unstimmigkeiten zu minimieren. Im Allgemeinen sollten der Arbeitsplatz und der persönliche Ausdruck durch Tattoos in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.
Muss ich mit frischem Tattoo arbeiten?
Die Frage, ob man mit einem frischen Tattoo arbeiten muss, ist von verschiedenen Faktoren abhängig, darunter die Art der Arbeit und die Position des Tattoos. Als frisch gestochene Körperverzierung stellt das Tattoo eine offene Wunde dar, welche ausreichend Zeit und sorgsame Pflege für den Heilungsprozess benötigt.
Wenn der Beruf physische Anstrengung erfordert und die Wunde deshalb nicht abheilen kann oder eine Kontamination der Wunde möglich ist, kann es ratsam sein, eine Auszeit zu nehmen, bis sich die oberste Hautschicht geschlossen hat. Frische Tattoos an Unterarmen, Händen oder Fingern könnten sich in bestimmten Berufen beispielsweise als problematischer bei der Heilung erweisen.
Es ist immer wichtig, mit offenen Karten zu spielen und den Arbeitgeber oder Vorgesetzten über die Situation zu informieren. Speziell in bestimmten Berufsfeldern wie der Lebensmittelverarbeitung oder im Gesundheitswesen, wo direkter Körperkontakt zu Kunden oder Patienten stattfindet, könnten strengere Hygienevorschriften gelten.
Im Grunde genommen ist es eine Frage des gesunden Menschenverstandes und des Respekts für die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, ob mit einem frischen Tattoo gearbeitet werden kann oder lieber ein paar Tage abgewartet werden sollte.
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