Tattoo Betäubungscreme » hilft das wirklich? | Ratgeber
Beim Stechen von Tattoos denken wir meist direkt an die fertigen Kunstwerke, die die Haut zieren, doch der Weg dorthin ist mit Schmerzen verbunden. So ist es verständlich, dass manche Menschen nach einer Möglichkeit suchen, den Schmerz zu umgehen oder zumindest zu reduzieren.
Wir möchten dir nachfolgend kurz die Vor- und Nachteile einer Tattoo-Betäubungscreme erläutern.
Die Vorteile der Betäubungscreme
Der Markt hält eine breite Auswahl an Betäubungssalben und Betäubungssprays bereit, die versprechen, das Tattoo stechen weniger schmerzhaft zu machen.
Ein sehr häufig verwendeter Inhaltsstoff ist dabei Lidocain als Salbe für Tattoos zur Schmerzbetäubung. Welche Vorteile das für dich hat?
1. Schmerzreduzierung
Es liegt klar auf der Hand, den meisten Menschen sind Schmerzen unangenehm und je nach Areal, in dem gestochen wird, kann die Pein auch schon mal groß sein. Deshalb entsteht häufig der Wunsch, die Haut zu betäuben, bevor ein Tattoo gestochen wird.
Auch für Menschen mit niedriger Schmerztoleranz oder bei sehr großen Motiven kann betäubende Salbe Erleichterung versprechen und dabei helfen, das Tätowieren besser zu überstehen.
2. Zeitersparnis
Wenn die Haut mit einer Salbe betäubt wurde, hat der Tattoo Artist die Möglichkeit, kontinuierlicher und durchgehender zu stechen, da du aufgrund geringerer Schmerzen weniger Pausen benötigst. Auf diese Weise kann das Tätowieren schneller vonstattengehen.
3. Entspannung
Das Auftragen einer Betäubungscreme vor der Tattoo Session kann dabei helfen, dass du einfach entspannter bleibst und dich ruhiger verhältst. Dadurch hat der Tätowierer es leichter konzentriert zu arbeiten und ein optimales Endergebnis lässt sich viel einfacher und stressfreier erzielen.
Die Nachteile der Betäubungscreme
Wo Vorteile sind, sind Nachteile meist nicht weit entfernt.
1. Unverträglichkeit-Risiko
Betäubungscremes für Tattoos enthalten in der Regel betäubende Wirkstoffe wie
- Lidocain,
- Prilocain
- oder andere Lokalanästhetika.
Besteht eine Unverträglichkeit oder Allergie, dürfen Betäubungscremes oder Sprays dieser Art nicht angewendet werden, denn das kann im Worst Case übel enden, beispielsweise mit einem allergiebedingten anaphylaktischen Schock.
Und den kann ja wirklich niemand brauchen! Du solltest dir also sicher sein, diese Inhaltsstoffe problemlos zu vertragen! Doch auch andere Krankheiten, wie
- das Vorliegen einer atopischen Dermatitis
- oder Herzrhythmusstörungen schließen die Anwendung einer Tattoo Betäubungssalbe strikt aus.
2. Schlechteres Ergebnis
Viele Kunden und Tattoo Artists berichten bei der Anwendung einer Betäubungssalbe zum Tätowieren davon, dass die Haut nach dem Einwirken der Creme aufgequollen oder aufgeschwemmt ist. Dies kann durch wirkstoffbedingte Wasseransammlungen passieren.
Dadurch kann sich möglicherweise die Tätowierfarbe schlechter ins Gewebe einbringen lassen und die Haut könnte die Farben schlechter als üblich annehmen.
Im Endergebnis des fertigen Tattoos könnte dies zu Qualitätsverlust - wie blasseren Farben oder unpräziseren Linien - führen.
Blasse Farben kannst du nicht wieder aufhellen. Dennoch ist es möglich, mit den richtigen Tattoo Pflege-Produkten, die vorhandenen Farben mit einer Farbschutzpflege zu behandeln.
3. Kurze Wirkdauer
Obwohl Betäubungssalben und Sprays bei einer Tätowierung die Schmerzen lindern oder zumindest reduzieren sollen, wird häufig davon berichtet, dass die Wirkung der betäubenden Salbe nur sehr kurz anhält und der Schmerz danach umso überwältigender auftritt, sowie ebenfalls viel heftiger wahrzunehmen sei. Keine schöne Vorstellung!
Ist Tätowieren wirklich so schmerzhaft?
Blicken wir der Wahrheit ins Auge: Ja, tätowieren tut weh! Wie stark die Schmerzen empfunden werden, ist jedoch individuell unterschiedlich. Manche finden den Schmerz beim Tätowieren auch erfüllend und können gar nicht genug davon bekommen – das gibt es auch! ;-)
In der Regel ist die Prozedur jedoch nicht sehr angenehm und man muss schon die Zähne zusammenbeißen. Wie schmerzhaft das Tätowieren empfunden wird, hängt auch von der gewählten Körperstelle ab.
Nicht nur das Tätowieren an sich kann schmerzhaft sein. Auch die ersten Tage bei der Pflege sind ein wenig unangenehm auf der Haut, da sie noch gereizt ist. Dennoch heißt es hier: Augen zu und durch.
An welchen Körperstellen sind die Schmerzen beim Tätowieren am schlimmsten?
Das Schmerzempfinden ist von Person zu Person unterschiedlich. Klar ist: Ganz schmerzfrei sind Tattoos sicherlich nicht.
Prinzipiell kann behauptet werden, dass Areale mit wenig Fett und zahlreichen Nervenbahnen schmerzhafter sind als gut "gepolsterte" Körperstellen. Als schmerzhafte Stellen werden vor allem die folgenden genannt:
- Rippenbogen,
- Oberschenkelinnenseite,
- Kopf und Gelenke (Knöchel, Handgelenk, Ellenbogen),
- Achselhöhle oder der Genitalbereich
Wenn du gerade über dein allererstes Tattoo nachdenkst, wäre es nicht verkehrt, eine Stelle zu wählen, die nicht unbedingt als schmerzintensives Areal gilt.
Mache deine Motivwahl allerdings nicht rein von der Stelle abhängig, denn schließlich soll dir dein Tattoo zu 100 % gefallen!
Zähne zusammenbeißen und durch - Schmerzen gehören zu Tattoos wohl oder übel dazu. Aber keine Angst, so schlimm ist es gar nicht! Wichtig ist, dass du am Termintag
- ausgeschlafen erscheinst
- und davor auch gut gegessen hast.
Expertentipp: Wenn die Sitzung länger angesetzt ist, nimm dir eventuell Snacks und Trinken mit.
Ablenkung ist ebenfalls hilfreich, höre ein bisschen Musik, lese ein Buch oder quatsche mit deinem Tätowierer (vorausgesetzt natürlich, dieser kann so auch konzentriert arbeiten). Mit ein bisschen Vorbereitung kommst du so auch gut durch längere Sessions.
Ihr könnt euch auch über die Tattoopflege App von TattooMed unterhalten. Kennt dein Tätowierer sie und wenn ja, was hält er von der App?
Besteht überhaupt die Möglichkeit, sich betäuben zu lassen?
Die Antwort lautet ganz klar "Ja, aber..." Fakt ist, eine Betäubung vor dem Tätowieren ist möglich. Aber nun mal Hand aufs Herz - gehört der Schmerz nicht irgendwo zum Tätowieren dazu? Schließlich wird die Tinte mit Nadeln unter die Haut gestochen, schmerzfrei ist das kaum möglich. Manche Tattooliebhaber schwärmen sogar von dem Schmerz.
Du musst natürlich kein Fan von Schmerzen werden, aber vielleicht wird es für dich auch etwas einfacher, wenn du daran denkst, dass du dir das Tattoo durch den Schmerz tapfer verdient hast. Ist das Motiv dann endlich in deiner Haut verewigt, kannst du stolz auf dich sein, dass du den Schmerz so gut überstanden hast.
Theoretisch ist es natürlich möglich, die Haut vor dem Stechen zu betäuben, jedoch sieht dies nicht jeder Tätowierer gern. Wer sich dennoch betäuben lassen möchte, muss beim einen oder anderen Künstler vielleicht sogar erst Überzeugungsarbeit leisten - manche Tätowierer stechen jedoch gar nicht mit Betäubung. Sprich bei Interesse einfach mit dem Künstler deines Vertrauens darüber.
Keinesfalls solltest du ohne Absprache zuhause vor dem Termin eine Betäubungscreme auftragen und deinem Tätowierer dann nichts davon erzählen.
Das ist ein No-Go und gefährdet ein gutes Ergebnis, da der Tätowierer genau wissen muss, ob du deine Haut vorher behandelt hast. Bleib also immer fair und spiele mit offenen Karten.
Betäubungscreme und Medikamente vor dem Tätowieren: Diese Möglichkeiten gibt es
Planst du ein Tattoo und hast dich dafür entschieden, dir die Tattoo Session mithilfe einer lokalen Betäubung zu erleichtern, dann stehen verschiedene Produkte zur Auswahl.
Dein Tätowierer sollte dich sehr gut beraten können, jedoch möchten wir dir als Überblick schon einmal die verschiedenen, verfügbaren Produkttypen kurz vorstellen.
1. Betäubungscreme und Betäubungssalbe
Eine Betäubungscreme wird hauptsächlich zur lokalen Betäubung vor Tätowierungen und in der Laser-Tattoo Entfernung eingesetzt. Die Salbe enthält zumeist den Wirkstoff Lidocain.
- Sie wird auf die zu tätowierende Stelle vor dem Stechen aufgetragen.
- Nach einer gewissen Einwirkzeit ist die Haut lokal betäubt.
- Ein Vorteil ist die cremige Konsistenz, durch die das Produkt sehr gut einwirken kann.
Vorteil:
In der Regel hat eine Tattoo Betäubungscreme die größte betäubende Wirkung unter den Produkttypen mit der längsten Wirkdauer.
Nachteil:
Die Cremerückstände müssen vor Beginn der Tattoo Session komplett entfernt werden, damit der Tätowierer freie Sicht hat und die Creme nicht in die offene Wunde gerät.
2. Betäubungsspray
Ein Betäubungsspray kann sehr gut als Helfer eingesetzt werden, sollten während einer Session plötzlich starke Schmerzen auftreten.
Vorteil:
Es kann auch auf offene Wunden gesprüht werden. Die transparente Konsistenz behindert außerdem nicht die Sicht beim Tätowieren. Zudem hat ein Spray durch seine wasserbasierte Konsistenz einen kühlenden Effekt, was sehr angenehm sein kann.
Nachteil:
Das Spray hat eine Wirkstärke und eignet sich vorrangig für eher kleinere Areale wie zum Beispiel für
- Permanent Make-up
- oder auch Piercings.
3. Lidocain und andere Medikamente
In der Regel enthalten fast alle Lokalanästhetika den Wirkstoff Lidocain. Dieser blockiert die Übertragung von Schmerzsignalen, indem er bestimmte Kanäle in den Nervenzellen blockiert.
Alternativ oder falls eine Unverträglichkeit besteht, werden vor dem Tätowieren manchmal schmerzstillende Medikamente eingenommen, wobei allerdings unbedingt darauf geachtet werden muss, dass diese das Blut nicht verdünnen. Aspirin zum Beispiel hat eine blutverdünnende Wirkung und würde den Tätowierer somit durch verstärktes Bluten beim Arbeiten behindern. Deswegen: Lieber Finger weg, damit dein Tattoo auch richtig gut wird.
Ebenfalls braucht die Betäubung erst einen Moment, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Dies kann zwischen 10 Minuten und einer Stunde dauern, erst dann wird mit dem Stechen begonnen. Eine Spritze geben darf dir dein Tätowierer übrigens nicht - es sei denn, er ist außerdem auch Arzt.
FAQ
Wie lange hält die Wirkung einer Tattoo-Betäubungscreme an?
Die Wirkdauer einer betäubenden Salbe für Tattoos hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es kommt immer auf die Wirkstärke der Creme, die aufgetragene Menge des Produkts, die Einwirkzeit und die Hautbeschaffenheit an. Im Schnitt hält die Wirkung zwischen 1-3 Stunden an.
Frei verkäufliche Betäubungssalben enthalten als aktiven Wirkstoff zumeist ein Lokalanästhetikum in der Konzentration von 2% bis 5%.
Um ihre optimale Wirkung zu entfalten, wird in der Regel empfohlen, die Betäubungscreme 1 Stunde bis 10 Minuten vor Beginn des Tattoostechens aufzutragen.
Wo kann man Tattoo-Betäubungscreme kaufen?
Bist du in einem Tattoo Studio, das mit der Verwendung einer Betäubungscreme einverstanden ist, dann kannst du sehr häufig die Creme oder das Betäubungsspray direkt bei deinem Tätowierer kaufen.
Produkte mit dem Wirkstoff Lidocain sind auch frei verkäuflich in Apotheken und manchmal in Drogerien erhältlich.
Kann man die Tattoo-Betäubungscreme auch vor dem Piercen verwenden?
Eine Betäubungscreme, die Lokalanästhetika wie Lidocain oder Prilocain enthält, kann vor diversen Eingriffen an der Haut eingesetzt werden, um Schmerzen zu reduzieren. Dies gilt auch für die lokale Betäubung vor dem Stechen eines Piercings.
Die Betäubungscreme kann auch dort helfen, die Prozedur weniger schmerzhaft zu machen. Wichtig ist ein fachkundiges Piercingstudio mit einer guten Beratung und dem Sicherstellen einer guten Verträglichkeit.
Fazit
Ob eine Betäubungscreme beim Tätowieren notwendig ist, ist immer eine individuelle und persönliche Entscheidung. Verschiedene Faktoren wie das persönliche Schmerzempfinden, die Platzierung des Motivs, seine Größe sowie der Detailgrad und die eigene Erfahrung mit Tattoos können eine Rolle spielen.
Auch die Einstellung des Tattoo Artists zum Thema ist wichtig, denn manche Tätowierer stechen keine Tattoos mit Betäubung, da es die Qualität und Präzision des Endergebnisses negativ beeinflussen könnte. Wichtig ist, den Wunsch nach einer Betäubung immer offen mit dem Künstler zu besprechen.
Wir raten dir, einfach positiv und ohne Angst an das Tattoostechen heranzugehen, dann ist die Situation (auch ohne Betäubung) in der Regel gut zu meistern.
Denn eins ist ganz wichtig: Die ganze Sache mit dem Tätowieren, von der ersten Idee im Kopf, über die Entwürfe bis zum fertigen Meisterwerk auf deiner Haut, das soll doch eine Sache sein, die dir Spaß bringt! Also, auch wenn‘s mal schmerzt - enjoy the tattoo ride! :)